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Pillow Talk aus Venedig

Die Kanäle, Gondeln, prunkvollen Palazzi und natürlich das gute Essen – es gibt viele Gründe, mehr als einmal in der Serenissima zu verweilen. Die Lagunenstadt gilt als eine der spannendsten Destinationen in Europa für ein unvergessliches Wochenende. Neben den Sehenswürdigkeiten locken zahlreiche Events die Besucher nach Venedig – allen voran der berühmte Karneval im Winter und die Festa del Redentore (Erlöserfest) im Sommer, das dieses Jahr vom 16. auf den 17. Juli stattfindet und das Ende der Pest feiert.

Auf der Bühne des Markusplatzes werden Lichtspiele projiziert, die sich auf Türmen, Kuppeln und Glockentürme legen und die Silhouette der historischen Bauten in mystisches Licht tauchen. Traditionell versammeln sich bei Sonnenuntergang mit Zweigen, bunten Luftballons und Laternen geschmückte Boote in der Bucht und den Kanälen vor dem Markusplatz, um das grosse Feuerwerk zu bestaunen.

Doch Venedig hat noch viel mehr zu bieten; wir sprachen mit den Brüdern Alessio und Nicola Campa, zwei echten Venezianern, Innenarchitekten und Hotelbesitzern, über Gastfreundschaft und ihre Lieblingsadressen in Venedig.

Joanna Peyer für Pillow & Pepper: Seit wann führt ihr das Hotel Ca Maria Adele?

Alessio Campa: Wir haben das Ca Maria Adele genau vor 12 Jahren, im April 2004 eröffnet. Zuvor war es ein Privathaus. Die Lounge, in der wir gerade sitzen, nutzte der vorherige Besitzer als Einstellhalle für Boote.

Man fühlt sich auf Anhieb wohl bei euch. Alle Räume strahlen eine warme Atmosphäre aus. Wer von euch beiden zeichnet für die Inneneinrichtung verantwortlich?

Nicola Campa: Mein Bruder und ich haben das Hotel gemeinsam gestaltet. Als Brüder und beste Freunde sind wir oft und gern zusammen unterwegs, tauschen uns über schöne und nicht so schöne Erlebnisse aus und nutzen unsere Reiseerfahrung als Anhaltspunkt, um einen Ort zu schaffen, an dem wir auf unseren Reisen selbst gerne einkehren würden.

Wie würdet ihr euren Einrichtungsstil umschreiben?

Alessio Campa: Wir bezeichnen unseren Ansatz gern als eklektisch, denn wir fügen alle möglichen Objekte und Stilrichtungen zu einem unstrukturierten aber harmonischem Ganzen zusammen, immer mit der Prämisse, dass der Gast im Gesamtkunstwerk den Bezug zu Venedig wiedererkennen muss. Der venezianische Stil ist so reich an Einflüssen und Inspirationen, dass es nicht besonders schwer ist, diesem stilistischen Anspruch gerecht zu werden, allerdings sollte man es sich nicht allzu leicht machen, indem man Durchschnittserwartungen und Klischees bedient.

Was heisst für euch Gastfreundschaft?

Nicola Campa: Der Begriff der Gastfreundschaft unterliegt zwar kontinuierlichem Wandel, die Konstante aber ist, dass ein angenehmer Aufenthalt immer ein hohes Mass an Sorgfalt und Aufwand voraussetzt. Für mich ist der Begriff Gastfreundschaft untrennbar mit dem der Passion verbunden, denn nur Passion kann Gastfreundschaft zu einem echten Erlebnis machen. Das ist im Übrigen auch, was wir selbst als Reisende erleben möchten. Wenn Wohlbehagen, Stil, Beleuchtung, Musik und Service nahtlos ineinander greifen, kann Gastfreundschaft eine bemerkenswerte Erfahrung sein.

Was mögt ihr an eurer Heimatstadt besonders?

Alessio Campa: Venedig ist eine unglaubliche Stadt. Der Geist der Republik Venedig schwebt immer noch über allem. Venedig kann heimelig und romantisch sein, gleichzeitig aber begegnet man Menschen aus aller Welt, die stets zu Fuss oder per Boot unterwegs sind, so dass es auch für Besucher ganz einfach ist, in Kontakt mit Einheimischen zu kommen. Es gibt zahlreiche Touristenattraktionen in Venedig, aber es gibt auch ruhige Plätze, die ihren authentischen Charme beibehalten haben. Ich persönlich – wenn ich einen Tipp geben darf – finde die Aussicht vom Glockenturm San Giorgio Maggiore an klaren Tagen einfach atemberaubend. Man hat die ganze Stadt im Blick, das Wasser des Bacino San Marco und genau unter sich den Dogenpalast und Markusplatz.

Euer Hotel liegt im Viertel Dorsoduro, unweit von der berühmten Peggy Guggenheim Collection, der Punta della Dogana und zahlreichen Galerien. Welche Galerie sollte man nicht verpassen?

Alessio Campa: Liebhabern moderner Kunst empfehle ich, der Galerie Marignana Arte für zeitgenössische Kunst einen Besuch abzustatten. Diese wunderschöne Galerie ist keine halbe Minute von unserem Hotel entfernt und wird von Mutter und Tochter betrieben, die beide gleichermassen stilsicher sind und deren grosse Leidenschaft moderner und zeitgenössischer Kunst gilt.

Was sind eure Lieblingsrestaurants?

Nicola Campa: Ich mag insbesondere das Traditionslokal Quadri, das seit 2011 von den Brüdern Alajmo geführt wird. Max Alajmo zählt zu den besten Küchenchefs Italiens und hat sich in seinem Restaurant "Le Calandre" in Rubano (vor den Toren Padovas) bereits drei Michelin-Sterne erkocht. In seinem Zweitlokal auf dem Markusplatz in Venedig sitzt man im ersten Stock in pompös eingerichteten zwei Räumen unter grossen Muranoleuchtern. Auf den Tisch kommen italienische und venezianische Klassiker, modern interpretiert, gradlinig und mit klaren Aromen.

Alessio Campa: Freunden empfehle ich jeweils die Weinbar Vini da Gigio mit seiner guten Küche sowie die klein-feine Osteria Alle Testiere. Ausserdem empfehle ich ihnen, einen Kochkurs bei Enrica Rocca zu buchen, einer echten venezianischen Dame, die nicht nur was vom Kochen versteht, sondern ihre Kenntnisse der lokalen und italienischen Küche auch gerne weitergibt, und das in der schönen Umgebung ihrer eigenen vier Wände!  

Auf pillowandpepper.com verraten wir Ihnen die besten Zimmernummern im Ca Maria Adele, dem Hotel der Brüder Campa, sowie sechs weitere einzigartige Adressen in der Lagunenstadt. Lassen Sie sich inspirieren, denn Venedig ist nicht nur eine angesagte Destination während des Karnevals und der Festa del Redentore, sondern ist immer wieder eine Reise wert.