Pillow Talk mit der Beautyexpertin Daniela Frutiger

Joanna Peyer für Pillow & Pepper: Daniela Frutiger, zusammen mit einem Expertenteam haben Sie das ganzheitliche Ayurveda-Konzept für die Giardino Hotels in Ascona, St. Moritz und Zürich entwickelt. Wie ist diese Idee entstanden?

Daniela Frutiger: Die Idee entstand aufgrund immer mehr Unverträglichkeiten und Allergien bei unseren Gästen sowie dem Wunsch, nicht übersättigt und mit ein paar Kilo mehr aus den Ferien nach Hause zurückzukehren. Heutzutage stellt der Gast viel höhere Anforderungen an den Urlaub und man ist bereit, selbst Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen. Bei uns kann man sich professionell beraten lassen, um Essgewohnheiten und Verhaltensweisen zu optimieren, damit man seinen Alltag leichter und energiegeladener gestalten kann.

Wie haben Sie Ayurveda entdeckt? Seit wann praktizieren Sie selber Ayurveda?

Daniela Frutiger: Ich habe vieles ausprobiert, für mich ist Ayurveda das Einfachste, was man auch in seinen Alltag einbauen kann. Ohne radikale Diäten, sondern eine Lebensphilosophie. Unser Alltagsstress lässt sich mit Ayurveda, der richtigen Ernährung, Yoga und Meditation viel einfacher bewältigen. Man sieht besser aus und ist einfach vitaler. Mich haben Heilpflanzen schon immer fasziniert, deshalb habe ich meine erste Ayurveda-Kur bereits vor 20 Jahren in Sri Lanka absolviert.

Ayurveda bedeutet ja «die Wissenschaft vom Leben». Wie hat Ayurveda Ihr Leben verändert?

Daniela Frutiger: Ich gehe bewusster mit mir um, ich achte darauf, was ich esse und woher das Essen kommt. Qualität vor Quantität! Zusätzlich bewege ich mich bewusster, früher habe ich Extremsport gemacht, heute suche ich den Ausgleich, aber auch Entspannung und vor allem Innehalten beim Yoga und Meditieren. Das stärkt das Nervenkostüm.

Oft hört man, dass Ayurveda und Yoga eine Einheit bilden. Heisst dies, dass ein Yogi, der jahrelange Erfahrung in den Asanas (Yoga-Übungen) besitzt, unter Umständen noch gar nicht beim «richtigen» Yoga angekommen ist?

Daniela Frutiger: Ja, das kann unter Umständen sein, denn Ayurveda und Yoga gehören zusammen. Ayurveda bildet das Fundament, auf welchem Yoga aufbaut. Wenn ich nur extreme Yogaübungen mache, aber nicht auf meine Ernährung und Gesundheit achte, kann das Ziel vom Yoga – Einheit mit sich selbst und der Umgebung zu erlangen – nicht erreicht werden.

Was ist eigentlich das Geheimnis von Ayurveda?

Daniela Frutiger: Ayurveda beleuchtet alle Aspekte des Lebens – von der Empfängnis bis zum Tod – und hat somit wertvolle Tipps für jede Lebensphase, Ayurveda schenkt uns Empfehlungen, die der Erhaltung und Förderung der Gesundheit dienen, als auch die Beseitigung von Krankheiten ermöglicht. Deshalb ist dieses Heilkundesystem heute genau so aktuell wie vor 5000 Jahren und konnte die Zeiten überdauern. Ein Ayurveda-Arzt in Indien bekommt seinen Lohn solange sein Patient gesund bleibt, sobald er krank wird, hat der Ayurveda-Arzt versagt!

Wie sieht ein klassischer ayurvedischer Kurtag für den Gast im Giardino aus?

Daniela Frutiger: Früh aufstehen, Öl ziehen und Zunge reinigen, 75 Minuten Yoga, abgestimmtes Frühstück, ayurvedische Anwendungen oder Vorträge und ein Ausflug in die Natur. Anschliessend ein auf die Konstitution abgestimmtes Mittagessen im Hide & Seek, danach Mittagsruhe, evtl. ayurvedische Anwendung und Schwitztherapie oder Beratung. Am Abend Yoga oder Meditation, ein typgerechtes Abendessen und möglichst frühe Nachtruhe.

Was nimmt man während einer Kur an Essen zu sich? Muss man hungern?

Daniela Frutiger: Man muss sicher nicht hungern, das sieht Ayurveda nicht vor. Während einer Anamnese wird der persönliche Ernährungsplan vom Arzt mit der Küche zusammengestellt. Mit der richtigen Ernährung – abgestimmt auf seine Bedürfnisse, erreicht man automatisch das Wunschgewicht. Schnell stellt sich ein neues Wohlbefinden auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene ein.

Wie lange sollte eine Kur mindestens dauern, damit man eine positive Veränderung spürt?

Daniela Frutiger: Das kommt immer darauf an, in welcher Verfassung Körper und Geist sind. Idealerweise macht man im Frühjahr und im Herbst eine einwöchige Detox-Kur. Liegen Krankheiten vor oder Erschöpfungszustände, dann empfehle ich eine Panchkarma-Kur von 14 bis 21 Tagen.

Ist es nicht schwierig, sich in unserer westlichen Welt ayurvedisch zu ernähren?

Daniela Frutiger: Nein, überhaupt nicht, denn das Schöne an Ayurveda ist, es werden immer saisonale und regionale Produkte verwendet. Ayurveda kann man überall, unabhängig von Land, Kultur und Klima anwenden. Das Grundprinzip ist immer die konstitutionsgerechte Ernährung.

Ernähren sich Ihre Kinder auch ayurvedisch?

Daniela Frutiger: Da ich ursprünglich Pharma-Assistentin gelernt habe, weiss ich, wie viel Chemie wir heute über die Lebensmittel zu uns nehmen. Ich habe versucht, meine Kinder so natürlich wie möglich zu ernähren mit frischen Produkten vom Markt oder aus der Bioecke. Ausserdem habe ich auf starke Medikamente – wenn immer möglich – verzichtet. Meine Kinder wissen, was gesund ist. Sie können sehr gut unterscheiden, was Fast Food ist oder was mit Liebe gekocht worden ist.

Und was ist eigentlich die Botschaft von Ayurveda an die moderne westliche Welt?

Daniela Frutiger: Mehr Achtsamkeit und Respekt gegenüber den Mitmenschen und der Natur.